Zum Inhalt springen
FM-Connect Chat

Hallo! Ich bin Ihr FM-Connect Chat-Assistent. Wie kann ich Ihnen helfen?

FM-Solutionmaker: Gemeinsam Facility Management neu denken

Krananlagen: Vergleich von Angeboten & TCO

Facility Management: Krananlagen » Krananlagen » Planung & Beschaffung » Vergleich von Angeboten & TCO

Krananlagen: Vergleich von Angeboten & TCO

Vergleich von Angeboten & TCO

Vor dem Hintergrund verschärfter regulatorischer Anforderungen, hoher Verfügbarkeitsziele und zunehmender Digitalisierung rückt ein methodisch fundierter Angebotsvergleich in Verbindung mit einer Lebenszykluskostenbetrachtung (Total Cost of Ownership, TCO) in den Fokus professioneller Betreiber.

Problemstellung

Beschaffungsentscheidungen für Brückenkrane werden in der Praxis häufig primär über den Kaufpreis und Lieferzeiten gesteuert.

Diese Sicht unterschätzt systematisch:

  • Folgekosten über den gesamten Lebenszyklus (Montage, Prüfungen, Energie, Wartung, Ersatzteile, Ausfallkosten, Retrofit, Stilllegung),

  • normative und rechtliche Mindestanforderungen (z. B. BetrSichV, DGUV Vorschrift 52, EN-/ISO-Normen) samt Nachweis- und Dokumentationspflichten,

  • differenzierende Qualitäts- und Zuverlässigkeitsmerkmale (z. B. FEM/ISO-Duty-Class, Schutzarten, EMV-Konformität, Sicherheitslevel nach ISO 13849/IEC 61508),

  • den Einfluss von Digitalisierung und Condition Monitoring auf Wartungsstrategie, Verfügbarkeit und Restwert.

Das Ergebnis sind suboptimale Anbieterentscheidungen, erhöhte Betriebsrisiken, ungeplante Stillstände sowie Compliance-Lücken (etwa bei Prüf- und Dokumentationspflichten).

Relevanz für Beschaffung, Betrieb und Compliance

  • Beschaffung/Einkauf: Transparente, vergleichbare Angebote durch klar definierte, prüfbare Anforderungen und ein Scoringmodell mit Gewichtungen.

  • Betrieb/Instandhaltung: Planungssichere Verfügbarkeits- und Servicelevel, zustandsorientierte Instandhaltung (ISO 12482), optimierte Ersatzteilstrategien.

  • HSE/Compliance: Systematische Erfüllung von Sicherheits- und Nachweispflichten (BetrSichV, DGUV, TRBS), Nachvollziehbarkeit über digitale Prüfbücher.

  • Management/Controlling: Lebenszyklusorientierte Budgetierung, belastbare Investitions- und Retrofitentscheidungen, Risikotransparenz.

Das TCO-Modell bildet sämtliche relevanten Kosten- und Nutzenkomponenten einer betrieblichen Brückenkrananlage über den gesamten Lebenszyklus ab und verknüpft sie mit leistungs- und risikobezogenen Kennzahlen. Es dient als Entscheidungs- und Steuerungsinstrument für Beschaffung, Betrieb und Modernisierung. Baseline: Zweiträger-Brückenkran, 10 t, Duty-Class ISO M6 (FEM 3m), Innenraum/C3, normkonformer Betrieb nach EN-/ISO-/DGUV-Regelwerk.

Phasenstruktur und Kostenbausteine

Die Phasen spiegeln die Wertschöpfung und Risikoexposition wider. Je Phase werden die typischen Kostentreiber, die Erfassungslogik und die wesentlichen Norm-/Risikofaktoren benannt.

Beschaffung (Engineering, Kauf, Transport, Montage)

  • Kostentreiber: Grundmaschine, Optionen (Rückspeisung, Pendeldämpfung, Kollisionsschutz), Engineering/Projektierung, Transport/Versicherung, Montage, Kranbahn-Anpassungen, FAT-Aufwände.

  • Norm-/Risikofaktoren: CE-Konformität, EN 15011/EN 13001/EN 14492-2, EN 60204-32, EN 61800-3; Risiken durch Spezifikationslücken, K.O.-Kriterien.

  • Erfassungslogik: CAPEX-Positionen mit eindeutiger Struktur (WBS), Optionspreise separat, Lieferantenerklärungen als Evidenz.

Inbetriebnahme (FAT/SAT, Schulung, Erstprüfung)

  • Kostentreiber: SAT-Logistik/Prüflasten, elektrische Messungen, EMV-Installationschecks, Schulungen für Bediener/Instandhaltung, Abnahmedokumentation.

  • Norm-/Risikofaktoren: DGUV V52/TRBS 1201 (Erstprüfung), ISO 13849-2 (Validierung), Übergabe digitale Anlagenakte; Risiko von Verzögerungen/Restmängeln.

  • Erfassungslogik: Einmalige OPEX/CAPEX-nah, projektzugeordnete Kostenstellen.

Betrieb (Produktion/Logistik)

  • Kostentreiber: Energie (Hub-/Fahrbewegungen), Bedienpersonal, Flächenbindung, IT-/OT-Betrieb (Lizenzen/Plattform), Versicherungen.

  • Norm-/Risikofaktoren: EN 61800-3 (EMV-Umgebung), IT-Sicherheit (ISO 62443), Datenschutz (DSGVO) bei Logs.

  • Erfassungslogik: laufende OPEX, Messdatengrundlage via Zähler/CM (kWh/Zyklus, Nutzungsstunden, Lastspektren).

Wartung und Prüfung

  • Kostentreiber: Präventivinspektionen, zustandsorientierte Analysen (ISO 12482), wiederkehrende Prüfungen (DGUV V52/TRBS 1201), Kalibrierungen, Prüfpersonal.

  • Norm-/Risikofaktoren: Anpassung der Intervalle anhand Nutzung/Lastkollektiv; Abhängigkeit von Befundlagen.

  • Erfassungslogik: periodische OPEX, SLA-/Vertragspositionen, Abdeckung durch Servicevertrag oder Eigenleistung.

Ersatz-/Verbrauchsteile

  • Kostentreiber: Seile/Ketten, Bremsbeläge/-spulen, Räder/Lager, Schleifleitungen, Sensorik, Frequenzumrichter (FU), Ventilatoren/Klimageräte.

  • Norm-/Risikofaktoren: ISO 4309 (Ablegereife Seile), EN 818 (Ketten), Herstellerlebensdauern; Lieferzeiten/Obsoleszenz.

  • Erfassungslogik: Material + Arbeitszeit + Stillstandskosten (Opportunity-Cost je Stunde Ausfall).

Modernisierung/Retrofit

  • Kostentreiber: Steuerungs-/FU-Upgrade, CM-Nachrüstung, Sicherheitsupgrade (PL-Anhebung), Energie-Rückspeisemodule, Korrosionssanierung (Strahlen/Neubeschichtung).

  • Norm-/Risikofaktoren: „Wesentliche Veränderung“ (Konformitätsprüfung neu), ISO 62443-anforderungskonforme Härtung, CE-Dokumentationsupdate.

  • Erfassungslogik: CAPEX/OPEX je nach Umfang, geplante Stillstände.

Stilllegung/Entsorgung

  • Kostentreiber: Demontage, Krangestell-/Schrottverwertung (negativer/positiver Saldo), Entsorgung Problemstoffe, Dokumentationsabschluss.

  • Norm-/Risikofaktoren: Arbeitsschutz/HSE, Abfallrecht; Nachweisführung.

  • Erfassungslogik: Einmalige OPEX, Gegenrechnung mit Restwert/Schrott.

Strukturierung (WBS/Cost Breakdown):

  • Ebene 1: CAPEX (Kran, Optionen, Montage), OPEX (Betrieb, Wartung/Prüfung, Energie), Ereignisse (Ausfälle, Ersatzteile), Retrofit, Stilllegung.

  • Ebene 2: Komponentenorientiert (Tragwerk, Hubwerk, Fahrwerk, Elektrik/FU, Sicherheitsfunktionen, Digitale Systeme).

  • Ebene 3: Kostenarten (Material, Arbeit, Dienstleistung, Energie, Lizenz/IT, Schulung, Logistik, Verwaltung).

Erfassungslogik:

  • Stammdaten: Anlagennummer, Duty-Class, Auslegungsnormen, Betriebsumgebung.

  • Mengen-/Nutzungsgrößen: Jahresstunden, Hub-/Fahrzyklen, Lastspektrum, Energiepreis, Lohnsätze, SLA-Werte, Ersatzteilpreise und -verfügbarkeiten.

  • Bewertungsparameter: Diskontsatz, Inflation, Restwertannahmen, Ausfallkosten pro Stunde.

  • Datenquellen: Angebote/LVs, CM-Daten (ISO 12482), Prüfbuch, ERP/CMMS, Energiedaten, Lieferantenkataloge.

Finanzmethodik:

  • Kapitalwert: TCO = CAPEX + Summe diskontierter OPEX/Ereignisse − Restwert; Cashflow pro Jahr (t) mit Diskontierung auf t0.

  • Annuitäten-/Nutzwertbetrachtung optional zur Vergleichbarkeit; Risikoaufschläge als erwartungswertbasierte Kosten (Wahrscheinlichkeit × Schadenshöhe).

Verfügbarkeit (Availability)

  • Definitionen: Ai (intrinsisch), Aa (erreicht), Ao (operativ). Näherung: Ai = MTBF/(MTBF + MTTR).

  • Kostenverknüpfung: Ausfallkosten = (1 − Ao) × Jahresbetriebszeit × Kosten pro Ausfallstunde.

MTBF/MTTR

  • MTBF: Zuverlässigkeit der Komponenten (z. B. FU, Motor, Bremse, Seil).

  • MTTR: Diagnose, Teilelogistik, Reparatur, Wiederanlauf. SLA und Ersatzteilbevorratung wirken direkt auf MTTR.

Energiekennzahlen

  • kWh pro Hub-/Fahrzyklus; Regenerationsanteil bei Rückspeisung; Lastabhängigkeit.

  • Kostenverknüpfung: Energieverbrauch × Tarif; Einsparpotenziale über FU-Parametrierung/Rückspeisung.

Lärmpegel und Schwingung

  • dB(A) an relevanten Messpunkten; Schwingungsmittelwerte an Lagerstellen (Trend).

  • Kostenverknüpfung: HSE-Maßnahmen, potenzielle Restriktionen, Folgekosten bei erhöhtem Verschleiß.

Schutzgrade und Korrosionsschutz

  • IP-Schutz, C3/C4/C5-Beschichtung; Ausfall-/Sanierungsrisiken bei Unterdimensionierung.

  • Kostenverknüpfung: Erhöhte Wartung/Neubeschichtung vs. Mehrinvest in höherwertiges System.

Digitalisierungsgrad

  • Vorhandene CM-Features, Schnittstellen, OTA-Fähigkeit, Security-Baseline.

  • Kostenverknüpfung: Reduktion ungeplanter Stillstände (höhere MTBF/geringere MTTR), geringere Prüf-/Inspektionsaufwände durch Zustandsdaten.

Norm- und Risikofaktoren in der TCO-Planung

  • ISO 12482 (Zustandsüberwachung)

  • Nutzung-/Lastkollektivbasierte Intervallsteuerung; Ereignisauslösung bei Grenzwertverletzungen.

  • TCO-Wirkung: Verschiebung von nicht wertschöpfender Präventivwartung zu zustandsorientierten Einsätzen.

ISO 4309/EN 818 (Ablegereife Seile/Ketten)

  • Definiert Austauschereignisse; kritischer Kostenblock mit hoher Ausfallkostenkomponente, wenn unvorbereitet.

EN 61800-3 (EMV)

  • Installationsqualität beeinflusst Ausfallereignisse (z. B. FU-Fehler) und Diagnosezeiten; ein robustes EMV-Konzept reduziert Störkosten.

BetrSichV/DGUV/TRBS

  • Prüfpflichten als planbare Kosten; Nichterfüllung als Risikoaufschlag (Sanktions-/Haftungs- und Stillstandskosten).

ISO 62443/DSGVO

  • Cybersecurity-Maßnahmen als präventive Kosten; Ereignisrisiko (Ausfall, Datenverlust) mit hoher Schadenshöhe.

Versorgungssicherheit/Lieferkette

  • Ersatzteilverfügbarkeit und Alternativlieferanten; Risikoprämien für obsoleszenzgefährdete Komponenten (z. B. FU-Serienwechsel).

Diese Bausteine werden über Trigger (Zyklen, Grenzwerte, Zeit) ausgelöst und enthalten Material-, Arbeits- und Ausfallkosten.

  • Seil-/Kettenersatz

  • Trigger: Ablegekriterien ISO 4309/EN 818 (z. B. Drahtbrüche/Längenänderung).

  • Kosten: Seil/Kette, Einzieh-/Montagezeit, Justage, Prüflast, Stillstand.

Bremsenwechsel

  • Trigger: Verschleißindikator (Belagstärke/Weg), Betriebszyklen.

  • Kosten: Beläge/Spulen, Arbeitszeit, Funktionsprüfung.

Lager-/Radtausch

  • Trigger: Schwingungs-/Temperaturtrend, Verschleißmaß; Schienen-/Raddialog.

  • Kosten: Teile, Demontage/Ausrichten, ggf. Kranbahnkorrektur.

Frequenzumrichter/Leistungselektronik

  • Trigger: Lebensdauergrenze (Elektrolyt-Kondensatoren), thermische Belastung, EMV-Störungen.

  • Kosten: Ersatzgerät, Parametrierung, Firmwareeinspielung, Test, Stillstand.

Software-/Firmware-Updates (OTA)

  • Trigger: Sicherheits-Patches, Funktionsupgrades, Fehlerbehebungen.

  • Kosten: Planungs- und Durchlaufzeit, Validierung/Rollback-Test, kurze geplante Stillstände; Nutzen: Risikoreduktion.

Korrosionsschutzsanierung

  • Trigger: Zustand C3→C4-ähnliche Belastung, Beschichtungsschäden.

  • Kosten: Oberflächenvorbereitung, Beschichtung, Schutzmaßnahmen, Stillstand.

Sicherheits- oder Funktionsretrofit

  • Trigger: geänderte Normen/Prozessanforderungen, Schadensereignisse, Alterung.

  • Kosten: Hardware/Software, CE-Dokumentationsupdate, Validierung, Schulung.

TCO-Basisformel

  • TCO = CAPEX + Summe(OPEX_t diskontiert) + Summe(Ereigniskosten_t diskontiert) + Retrofit_t − Restwert_T

  • Ereigniskosten_t = Σ(Trigger_i,t × Kostenblock_i)

  • Ausfallkosten_t = Stillstandszeit_t × Kosten je Ausfallstunde

Availability-Verknüpfung

  • Ao ≈ (Produktionszeit − Stillstandszeit) / Produktionszeit

  • Stillstandszeit = ungeplante Ausfälle + geplante Instandhaltungen − verschobene Wartung durch CM

Energie

  • Kosten_Energie_t = kWh_t × Tarif_t − kWh_regen_t × Vergütung/Vermeidung

Risikoaufschlag (Erwartungswert)

  • Risikokosten = Σ(Wahrscheinlichkeit_j × Schadenshöhe_j) inkl. Lieferkette, Cyber, EMV-Störung, Compliance.

Zur Vergleichbarkeit und Robustheit werden zentrale Parameter variiert. Empfohlen sind mindestens die folgenden Sensitivitäten:

  • Nutzung/Beanspruchung

  • Duty-Class: M5/M6/M7

  • Schichtmodell: 1/2/3 Schichten; Jahresstunden; Zyklen pro Stunde; Lastspektrum.

Umgebung/Material

  • Korrosionskategorie: C3 vs. C4/C5; Temperatur-/Staubbelastung; IP-Schutzgrade.

Technikoptionen

  • Rückspeisefähige FU, Pendeldämpfung, Kollisionsschutz, CM-Umfang (Basis vs. erweitert), Sicherheits-PLr-Niveau.

Service/SLA

  • Reaktionszeiten, Ersatzteilbevorratung (intern/Hersteller), MTTR-Ziel, Umfang der Prüfleistungen im Vertrag.

Kostenumfeld

  • Energiepreise, Lohn-/Dienstleistungssätze, Diskontsatz, Inflation, Transport/Logistik.

Lieferant/Risiko

  • Ersatzteilverfügbarkeit, Obsoleszenzrisiko, Qualitäts-/Audit-Score, KRITIS-/Security-Anforderungen.

Szenario-Beispiele (ohne Zahlen):

  • Baseline (A): M6, C3, Basis-CM, Standard-SLA.

  • Hohe Beanspruchung (B): M7, höhere Zyklen, verstärkte Komponenten, engere SLA → höherer CAPEX, geringere Ausfallkosten.

  • Digitalpaket (C): erweitertes CM, OTA/OPC UA → höhere Anfangsinvestition, reduzierte MTTR/ungeplante Ausfälle, bessere Energieoptimierung.

  • Korrosiv (D): C5-Beschichtung, Edelstahl-Komponenten, häufigere Inspektionen → CAPEX↑, Wartung↑, Lebensdauerverlängerung des Tragwerks.

Ableitung für Beschaffung und Betrieb

  • Beschaffung: TCO-basierte Angebotswertung koppelt CAPEX-Preis mit OPEX-/Risikoprofil. Norm- und K.O.-Erfüllung senkt Compliance-Risiken. Optionen werden als „TCO-Beiträge“ bewertet, nicht nur als Mehrpreis.

  • Betrieb: KPI-gesteuerte Steuerung (Ao, MTTR, Energie/kWh-Zyklus) und CM-basierte Intervallanpassungen optimieren den Totex. Ein belastbares Datenfundament (digitale Prüfbücher, CM-Logs) sichert Nachweisführung und unterstützt Retrofitentscheidungen.

Mit diesem TCO-Modell entsteht ein konsistenter Bezugsrahmen, der technische, rechtliche und wirtschaftliche Anforderungen integriert, Entscheidungsalternativen transparent macht und die Lebensdauerleistung von Brückenkrananlagen mess- und steuerbar erhöht.

Angebotsbewertung und Scoringmodell

Angebotsbewertung verbindet technische Konformität und Sicherheitsanforderungen mit Zuverlässigkeit, Wartungsfreundlichkeit, Energieeffizienz, Digitalisierung, Ersatzteilmanagement, Ergonomie, Umwelt und Risiko. Die Bewertungslogik ist phasen- und nachweisorientiert und unterstützt eine transparente Vergabeentscheidung.

Bewertungslogik und Skala

  • Bewertungsstufen je Unterkriterium (mit klaren Ankern):

  • 5 = übertrifft Anforderung deutlich und nachweislich (Mehrfunktion/Mehrleistung, dokumentiert)

  • 3 = erfüllt Anforderung vollumfänglich (nachweislich konform)

  • 1 = teilweise erfüllt (Lücken/Restrisiken oder nur Herstellerstatement)

  • 0 = nicht erfüllt/kein Nachweis

Aggregation:

  • Unterkriteriumsscore (0/1/3/5) → Mittelwert je Kriteriengruppe (0–5) → gewichtete Summe über Gruppen → Gesamt-Score.

  • Optional: Transformation auf 0–100 Punkte (Multiplikation mit 20) für Reporting.

K.O.-Logik:

  • Nichterfüllung eines K.O.-Kriteriums führt zum sofortigen Ausschluss (kein Scoring).

Normalisierung:

  • Quantitative Messgrößen werden entlang definierter Schwellen (Anker) gescort; qualitative Nachweise werden über Evidenzstufen (Typprüfung/Messprotokoll vs. Herstellererklärung) abgebildet.

N.A.-Fälle:

  • Nicht anwendbare Unterkriterien werden neutral aus der Gruppenbewertung herausgenommen (gewichtete Mittelbildung nur über anwendbare Punkte), K.O.-Kriterien sind nie N.A.

Kriteriengruppen, Unterkriterien und Bewertungsanker

Hinweis: Die Anker sind exemplarisch für die Baseline (Zweiträger, 10 t, M6, C3) zu verstehen und können szenariobezogen angepasst werden.

Sicherheit und Normenkonformität CE-Gesamtkonformität inkl. relevanter Richtlinien/Normen (EN 15011, EN 13001, EN 14492-2, EN 60204-32, EN 61800-3)

  • 5: Vollständige CE-Doku, Risikoanalyse EN ISO 12100, Konformitätserklärung, Rückverfolgbarkeit

  • 3: CE vorhanden, Doku vollständig

  • 1: CE-Statement, Doku lückenhaft

  • 0: Keine CE-Doku (K.O.)

Funktionale Sicherheit (PLr/SILr-Nachweis inkl. ISO 13849-2-Validierung)

  • 5: Vollständige PL-Berechnung (MTTFd/DCavg/CCF), Validierungsprotokolle, Prüfberichte

  • 3: PLr-Nachweis vollständig, Validierung vorhanden

  • 1: Teilnachweise ohne Validierung

  • 0: Kein belastbarer Nachweis

EMV-Konformität (EN 61800-3, C3) inkl. Installationskonzept

  • 5: Prüfbericht + Installationsleitfaden + Filter-/Schirmstückliste

  • 3: Konformitätserklärung + Installationshinweise

  • 1: Herstellerstatement ohne Messbericht

  • 0: Kein Nachweis

DGUV/BetrSichV/TRBS-Prozesse (Prüfkonzept, befähigte Personen, digitales Prüfbuch)

  • 5: Vollständiges Prüfmanagement, Prüfbuch mit Audit-Trail

  • 3: Prüffristen/Prozesse definiert, Prüfbuch vorhanden

  • 1: Teilweise definiert

  • 0: Fehlend (K.O. in der Regel)

Zielverfügbarkeit Ao (vertraglich und technisch abgesichert)

  • 5: ≥ 98 % (inkl. KPI-/Bonus-Malus-Regelung)

  • 3: 96–<98 %

  • 1: 94–<96 %

  • 0: < 94 %

MTBF (kritische Komponenten: FU, Motor, Bremse, Seil)

  • 5: Nachweis ≥ Branchen-Benchmark + CM-gestützte Prognosen

  • 3: Benchmark-Niveau (Herstellerdaten)

  • 1: Keine Komponentendaten, nur Anlagen-MTBF

  • 0: Keine Angaben

MTTR (Mean Time To Repair, inkl. Teilelogistik)

  • 5: ≤ 8 h

  • 3: > 8–12 h

  • 1: > 12–24 h

  • 0: > 24 h

Redundanzen/Sicherheitsreserven (z. B. Doppelbremse, Notendlage)

  • 5: Mehrere relevante Redundanzen + Selbstdiagnose

  • 3: Standardredundanzen gemäß Norm

  • 1: Minimalauslegung ohne Selbstdiagnose

  • 0: Unter Norm

Zugänglichkeit und Modularität (Wartungspunkte, Tauschzeiten)

  • 5: Werkzeuglos/leicht zugänglich, definierte Tauschzeiten, LOTO-Konzept

  • 3: Gute Zugänglichkeit, Standardtauschzeiten

  • 1: Erschwert zugänglich

  • 0: Kritische Punkte kaum erreichbar

Zustandsdiagnose (ISO 12482-Umsetzung)

  • 5: Vollständiges CM inkl. Trend/Alarm + Intervallanpassung

  • 3: Basis-CM (Zyklen, Last, Vibration/Temperatur)

  • 1: Nur Zähler, keine Analyse

  • 0: Keine Erfassung

Dokumentierte Ersatzteil- und Wartungspläne

  • 5: Detaillierter Plan mit CBM/PdM-Logik

  • 3: Zeitbasierter Plan

  • 1: Allgemeine Hinweise

  • 0: Fehlend

spezifischer Energieverbrauch (kWh/Hub-Fahrzyklus, Referenzprofil)

  • 5: ≤ Referenz −20 % (nachweislich gemessen/simuliert)

  • 3: Referenz ±10 %

  • 1: > Referenz +10 %

  • 0: Keine Daten

Rückspeisefähigkeit und Wirksamkeit

  • 5: Rückspeisung aktiv, ≥ 20 % Regenerationsanteil

  • 3: Rückspeisung verfügbar, 10–<20 %

  • 1: Option ohne Wirksamkeitsnachweis

  • 0: Keine Rückspeisung

Antriebs-/Motorwirkungsgrade (IE-Klassen, FU-Parameteroptimierung)

  • 5: IE3/IE4 Motoren, optimierte FU-Parameter, Energiereports

  • 3: IE3 und Standardparametrierung

  • 1: Unklare Angaben

  • 0: Unter Standard

Schnittstellen (OPC UA, MQTT, REST) inkl. dokumentiertem Datenmodell

  • 5: Alle drei vorhanden + Mapping + Testprotokolle

  • 3: ≥ 1 Schnittstelle vollständig implementiert

  • 1: proprietär, Export nur CSV

  • 0: Kein Zugriff

Mindestsignalsatz (Zyklen, Stunden, Last, Temp/Vib, Störcodes)

  • 5: Vollständig + Langzeitspeicher ≥ 10 Jahre

  • 3: Vollständig, Speicher < 10 Jahre

  • 1: Teilmenge

  • 0: Fehlend

OTA-/Patch-Management (Security, Rollback)

  • 5: Signierte Updates, Test-/Rollback-Prozess, Audit-Trail

  • 3: Updates mit Freigabeprozess

  • 1: Manuelle Updates ohne Nachweis

  • 0: Keine Updatefähigkeit

Cybersecurity (ISO 62443-Baseline)

  • 5: Architektur- und Härtungskonzept, Rollen/RBAC, Segmentierung, Monitoring

  • 3: Basismaßnahmen dokumentiert

  • 1: Einzelmaßnahmen ohne Gesamtkonzept

  • 0: Fehlend

Verfügbarkeitsgarantie (kritische Teile, Jahre)

  • 5: ≥ 10 Jahre zugesichert

  • 3: 5–<10 Jahre

  • 1: < 5 Jahre

  • 0: Keine Zusage

Lieferzeiten (kritische Teile)

  • 5: ≤ 48 h (vertraglich gesichert)

  • 3: ≤ 7 Tage

  • 1: ≤ 14 Tage

  • 0: > 14 Tage

Kompatibilität/Second Source

  • 5: Mehrquellenfähig, Standardkomponenten

  • 3: Herstellerkomponenten mit Alternativen

  • 1: Hoher Vendor-Lock-in

  • 0: Proprietär ohne Alternativen

Funkbedienung + kabelgebundene Fallback-Lösung

  • 5: Beides vorhanden, getestet (Reichweite/Interferenz)

  • 3: Funk + Fallback vorhanden

  • 1: Nur eine Option

  • 0: Fehlend

Korrosionsschutz (C3 ≥ 240 µm 2K-EP/PU; höher bei Bedarf)

  • 5: Intuitiv, mehrsprachig, klare Visuals, Fehlbedienprävention

  • 3: Standardanzeigen

  • 1: Minimale Anzeigen

  • 0: Unklar/inkonsistent

Not-Halt-/Bedienerreichbarkeit

  • 5: Optimiert per Risikobeurteilung, Tests dokumentiert

  • 3: Normkonform platziert

  • 1: Grenzwertig

  • 0: Nicht normkonform

Korrosionsschutz (C3 ≥ 240 µm 2K-EP/PU; höher bei Bedarf)

  • 5: ≥ C4/C5 nachgewiesen (bei Bedarf) oder C3 mit Zusatzschutz

  • 3: C3 erfüllt

  • 1: Unter C3

  • 0: Fehlend

Geräuschemissionen (dB(A) bei Referenzabstand)

  • 5: ≤ Ziel −5 dB(A) (Messprotokoll)

  • 3: Ziel erfüllt

  • 1: Ziel +3 dB(A)

  • 0: > Ziel +3 dB(A)

Lieferantensolidität (Finanzen, Zertifizierungen, Referenzen)

  • 5: Hervorragende Referenzen, stabile Kennzahlen, ISO 9001/14001/45001

  • 3: Solide Referenzen

  • 1: Wenige Referenzen

  • 0: Kritische Hinweise

Energie-/Ökodesign über Standard

  • 5: Nachweisbare Einsparprogramme (Leerlaufabschaltung, Energiereports)

  • 3: Standardfunktionen

  • 1: Gering

  • 0: Keine Angaben

Korrosionsschutz (C3 ≥ 240 µm 2K-EP/PU; höher bei Bedarf)

  • 5: ≥ C4/C5 nachgewiesen (bei Bedarf) oder C3 mit Zusatzschutz

  • 3: C3 erfüllt

  • 1: Unter C3

  • 0: Fehlend

Termin- und Lieferzuverlässigkeit (OTD)

  • 5: ≥ 95 % OTD belegt

  • 3: 90–<95 %

  • 1: 80–<90 %

  • 0: < 80 %

Wiederkehrende Prüfungen (DGUV V52/TRBS 1201) inkl. befähigter Personen

  • 5: Vollständiges Paket + Audit-Trail im Prüfbuch

  • 3: Standardpaket

  • 1: Teilumfänge

  • 0: Fehlend

Wiederkehrende Prüfungen (DGUV V52/TRBS 1201) inkl. befähigter Personen

  • 5: Vollständiges Paket + Audit-Trail im Prüfbuch

  • 3: Standardpaket

  • 1: Teilumfänge

  • 0: Fehlend

SLA-Reaktions-/Behebungszeiten

  • 5: Triage ≤ 1 h, Onsite ≤ 8 h

  • 3: Triage ≤ 4 h, Onsite ≤ 24 h

  • 1: Länger

  • 0: Keine SLA

Schulung und Wissensaufbau (Bediener/Instandhaltung)

  • 5: Strukturierte Programme + jährliche Refreshers

  • 3: Grundschulung

  • 1: Optional

  • 0: Fehlend

Hinweis:

  • Die Gruppe „Sicherheit und Normenkonformität“ enthält K.O.-relevante Unterkriterien (CE, DGUV/BetrSichV-Prozesse). Nichterfüllung führt zum Ausschluss.

Baseline-Gewichte (Summe 100 %):

  • Sicherheit/Normen 20 %

  • Zuverlässigkeit/Verfügbarkeit 15 %

  • Wartungsfreundlichkeit 10 %

  • Energieeffizienz/Regeneration 10 %

  • Digitalisierung/Integration 10 %

  • Ersatzteilmanagement 10 %

  • Risiko (Lieferant/Technik) 10 %

  • Ergonomie/Bedienbarkeit 5 %

  • Umwelt/Nachhaltigkeit 5 %

  • Compliance administrativ (z. B. Datenhoheit/DSGVO) 5 %

Anpassungshinweise:

  • Szenario B (hohe Beanspruchung): Zuverlässigkeit/Verfügbarkeit +5–10 %, Ersatzteilmanagement +5 %, Energie −5 %.

  • Szenario C (Digitalpaket): Digitalisierung +10 %, Wartungsfreundlichkeit +5 %, Risiko −5 %.

  • Korrosiv (C4/C5): Umwelt/Nachhaltigkeit (Korrosionsschutz) +5–10 %, Energie −5 %.

  • KRITIS/OT-Security: Sicherheit/Normen +5 %, Digitalisierung (Security) +5 %, Ergonomie −5 %.

K.O.-Kriterien (nicht abschließend):

  • Fehlende CE-Konformität/Erklärung der Gesamtmaschine

  • Nichterfüllung zentraler Normen (EN 15011, EN 60204-32, EN 61800-3)

  • Unterschreiten der geforderten Duty-Class (M6) für Hub-/Fahrbewegungen

  • Fehlendes oder unzureichendes Prüf- und Dokumentationskonzept (BetrSichV/DGUV/TRBS, digitales Prüfbuch)

  • Sicherheitsfunktionen ohne belastbaren PLr/SILr-Nachweis

Logik:

  • Formale K.O.-Prüfung vor dem Scoring (Pre-Check).

  • Bei K.O. → Ausschluss, sonst → Übergang ins Scoring.

  • K.O.-nahe Abweichungen können in seltenen Ausnahmefällen mit belastbarem Mitigationsplan in eine Nachbesserungsrunde gehen (präzise Fristen/FAT-Nachweis).

Schritte:

  • Unterkriterium bewerten (0/1/3/5) anhand der definierten Anker und Nachweise.

  • Gruppenscore = arithmetisches Mittel der anwendbaren Unterkriterien (0–5).

  • Gesamt-Score = Σ(Gruppenscore × Gewicht).

  • Optionale TCO-Kopplung: Parallel TCO-Index (0–5) bilden, z. B. durch lineare Normalisierung der diskontierten Lebenszykluskosten im Bieterfeld (bester TCO = 5; schlechtester = 0). Für den Vergabeentscheid kann ein kombiniertes Nutzwert-Kosten-Verhältnis verwendet werden:

  • Entscheidungskennzahl = Gesamt-Score / TCO (€/Referenzeinheit) oder

  • Gesamt-Score_tech × α + TCO-Score × (1−α) mit α z. B. 0,6–0,7.

  • Umgang mit N.A.: Nicht anwendbare Unterkriterien werden aus der Mittelbildung ausgeschlossen (keine Strafe). Das ist zu begründen und zu dokumentieren.

Plausibilisierung:

  • Vier-Augen-Prinzip bei kritischen Gruppen (Sicherheit, EMV).

  • Outlier-Check (unerwartet hohe/niedrige Werte) und Evidenzprüfung (Protokolle, Zertifikate).

Compliance-Ampel:

  • Grün (Score ≥ 3,5): Anforderungen erfüllt/übertroffen

  • Gelb (2,5–<3,5): signifikante Abweichungen, Nachbesserung möglich

  • Rot (< 2,5): unzureichend; ggf. Ausschluss

  • Darstellung je Gruppe und gesamt; K.O.-Status explizit (Pass/Fail).

Risiko-Heatmap:

  • Achsen: Eintrittswahrscheinlichkeit vs. Auswirkungsstärke; Quellen: Lieferant, Technik (EMV, Obsoleszenz), Compliance (Dokulücken), IT/OT-Security.

  • Verlinkung zu Maßnahmen (Mitigation), z. B. Ersatzteilbevorratung, härtere SLA, Designänderung.

Transparenzberichte:

  • Score-Summary je Anbieter (Radar-Chart über Gruppen), TCO-Wasserfall (Phasenbeiträge), Nachweisregister (Welche Dokumente begründen welche Punkte).

Governance und Aktualisierung:

  • Das Scoringmodell wird projekt- und szenariospezifisch parametrisiert (Schwellen/Gewichte).

  • Lessons Learned aus Abnahme und Betrieb (KPIs, Störungen, Auditbefunde) fließen zyklisch in die Bewertungsanker und Gewichte ein.

Anwendung im Vergabeprozess:

  • Pre-Check K.O.-Kriterien (Ausschlussliste).

  • Technisches Scoring (Gruppen/Unterkriterien) anhand der Angebotsunterlagen; Nachforderungsrunde für unklare Nachweise.

  • FAT-/Referenznachweis als Validierungsbaustein (punktuelle Score-Anpassung möglich).

  • BAFO (Best And Final Offer): Finalisierung von Preisen, SLA, Optionen (z. B. Rückspeisung, CM-Erweiterung).

  • Gesamtauswertung: Technischer Gesamt-Score + TCO-Index; Compliance-Ampel und Risiko-Heatmap in das Entscheidungsgremium.

  • Vergabeempfehlung: Begründete Auswahl inkl. Sensitivitätscheck (z. B. Energiepreis ±20 %, Nutzungsprofil M5/M7).

  • Vertragsüberführung: Score-relevante Zusagen als Vertragsanlagen (SLA, Prüf-/Datenkatalog, Security-Baseline, Ersatzteilgarantien).

Dieses Scoringmodell schafft eine objektivierte, normkonforme und lebenszyklusorientierte Entscheidungsbasis. Es macht technische Qualität, Sicherheits- und Compliance-Reife, Betriebseffizienz und digitale Zukunftsfähigkeit transparent und verbindet sie mit TCO, Risiko und vertraglicher Durchsetzbarkeit..